Die Pocken im Lichte der Hallenser

Gedicht der Ehefrau nach Genesung von den Pocken
Gedicht der Ehefrau nach Genesung von den Pocken

 

In den Hallischen patriotischen Wochenblättern gibt es zahlreiche Annoncen von Eltern die die Genesung ihres Kindes vermelden und sich mit Spenden bedanken oder sich um Gottes Beistand bewerben.

Einige Beispiele aus dem Jg. 1 und 2 der HPW möchte ich hier einmal anführen.

 

  • Milde Gaben: Für das Mädcheninstitut 2 Rthl., weil Gott ein kleines hoffnungsvolles Kind durch die Pocken glücklich geholfen
  • Von einer ungenannten Armen-Freundin sind bey Wiederherstellung ihrer zwey Söhne von den Pocken 2 Rthlr. für das Knaben-Institut durch Meister Memel an den Herrn Assessor Bassenge überliefert worden
  • Von einer Mutter, deren Kind die Pocken-Krankheit überstanden hat, durch Professor Güte 1 Rthlr. 9 Gr 7 Pf.
  • Eine Mutter übersandte Hrn. Inspect. Westphal 1 Rthl. mit dem frommen Wunsche: Daß Gott ihre beyden Kinder die Pocken glücklich überstehen lassen möge.
  • Ein Freund der Armen giebt seine Actie aus Freude und Dankbarkeit an die Erziehungs-Anstalt, weil er am 28sten April zum zwölften Mahle Großvater geworden, und seine Enkel sämtlich durch gefährliche Pocken und Masern glücklich gekommen sind.

 

Die Spenden erscheinen zaghaft und durchaus nicht allzu häufig. Sie sind an Armen-Anstalten die sich um Kinder kümmern gerichtet. Die Hallischen Patriotischen Wochenblätter berichten sehr regelmäßig über die Arbeit und die finanzielle Situation solcher Einrichtungen. In einer weiteren Arbeit möchte ich mich der Gründung der Kinderbewahranstalt und ihrer Reflektion im HPW widmen.

 

In einem Gedicht von einer hallischen Ehefrau wird ihre Dankbarkeit nach der Genesung ihres Mannes beschrieben (siehe Anfang des Textes).

 

Eine weitere Thematisierung der Pocken durch die HPW erfolgt mittels, von den Herrausgebern ausgewählten, tröstenden Geschichten, Gedichte oder Worte. Die Sammlung  wird mit folgenden Worten eingeleitet.

 

„Die alles verheerende Pockenseuche macht itzt in unserer Stadt manches Vater und Mutter Auge weinen, und manches Herz unzufrieden und mißtrauisch gegen Gottes Weisheit und Liebe. Vielleicht daß folgende kleine Anecdoten und Erzählungen zur Belehrung und Beruhigung der Traurigen etwas Beitragen“

 

Weinet nicht untröstlich um ihn, ihr hochbekümmerten Eltern

Vielleicht erwächst Euch Trost aus einer kleinen Erzählung

Ein Pflanzenkenner fand einst im Winkel des einsamen Thales

ein vielversprechendes Gewächs, hebts auf und versetzt es

In ein beßres Gartenbeet hin, bey milderer Pflege,

gesichert vor Schaden, gedeiht’s dort herrlich auf immer

 

Gleich darauf folgt die Geschichte eines griechischen Fürsten zum Tod seiner Tochter und seinem Entschluß für die beiden anderen Kinder zu Leben

Und hernach die Geschichte der Frau eines Rabbin die ihren Mann mit einem Gleichnis auf den Tod seines Sohnes vorbereitet.

 

Es fällt mir schwer zu glauben das eine solche Aneinanderreihung von Tröstendem über den Verlust eines Kindes helfen kann. Zumindest wird die Botschaft erbracht, das die Stadt und die Zeitung von den Schmerzen der Eltern weiß. (Abschluß zur Historie der Pocken in Halle nach 1800)