Blösien, eine Chronik

 

Blösien ist ein kleines Dorf im Geiseltal bei Merseburg. Ein wenig abseits vom Schuss, drum herum Ackerland. Und dennoch, schaut man genau hin, findet man überraschend viel Geschichte die sich um den kleinen Ort rangt.

 

Für diese Chronik wurde der Schwerpunkt auf die Geschichte des Rittergutes und ihren Besitzern gelegt. Die Erforschung der Ahnen haben mich zu diesem Gut geführt.

 

Auf einem ähnlichen Weg ist wohl auch Steffan Bruns unterwegs. Seine zahlreichen Ortssippenbücher des Geiseltals sind zusätzlich mit Chroniken der Orte versehen. In den Büchern sehr ausführlich, im Internet ein wenig weniger, aber hier natürlich ganz leicht für alle Interessierten zugänglich [2b]. Eine ältere Quelle sind zwei Seiten Blösien von Otto Küstermann, einem Pfarrer und bekannten Historiker seiner Region [2a].

 

Ich werde versuchen mich mit meinen Ausführungen nicht zu sehr zu wiederholen. Aber eine Einleitung muss halt sein. Sonst fiele man doch gleich mit der Tür ins Haus, ohne sich den Vorgarten anzuschauen. Bei Steffan Bruns ist aus dem Kirchenbuch noch eine Chronik zu wichtigen Ereignissen im Dorfe entnommen. Kriegsverluste, harte Winter, trockene Sommer Brände und Seuchen aber auch Kirchenbau und Schulbau.

 

 

Geographie

 

Die besondere geographische Lage, ein wenig außerhalb von zwei Hauptstraßen die zahlreiche umliegende Dörfer verbindenden, macht den Charme des Ortes aus. Es lag jahrhunderte lang ein wenig einsam da. Aktuell ist das ein bisschen anders. Das große Umgraben des Geiseltals durch den Bergbau und die Renaturierung hat den Ort ein bisschen näher an Touristenwege herangeführt. 

 

Ein streifender Blick über eine doch eher unvollstädige schriftliche Darstellung im „Vollständigen Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen“ aus dem Jahre 1827 gibt einen Vorgeschmack auf die Geschichte des Dorfes [3].

 

 

Blösien: Officiell auch Pleßien jetzt im Merseburger Kreise des Herzogthums Sachsen, hatte im Jahr 1818 38 Häusern, 175 Bewohner und liegt 1 1/4 Stunden von Merseburg am Ursprung des Klingelgrabens, der ostwärts durch Greusa in den Gotthardsteich fließt, an der Straße von Weißenfels nach Lauchstädt, in flacher, doch gleichzeitig ziemlich erhöhter Gegend aus welcher gegen NW sehr allmälig der Pfarrsberg ansteigt und in welcher Geusa ausgenommen, weit und breit nur die Felder, an den Bächen sehr entfernt von Blösien gelegenen Dörfer zu erschauen sind.

Anhand alter Karten [2c] kann man sich sehr gut vorstellen, was mit der Aussage „....weit und breit nur Felder...“ gemeint ist. Im Vergleich mit den aneinanandergereihten Dörfern der Nachbarschaft erscheint die Umgebung von Plesien doch sehr einsam. 

 

Noch ein paar Worte zum Klingelgraben sollen verloren werden. Schon weil es gilt, eine sehr ansprechende Seminararbeit zu ehren [4]. Eine aktuelle Ausführung zur Entstehung des Gotthardtteiches spricht nicht vom Klingelgraben sondern nennt ihn Klingengraben mit dem Bach Klia. Dazumal diente der Bach als Zulauf, heute ist er ein Ablauf des Teiches.

 

Die Größe des Gotthardtteiches wird vor dem 14. Jahrhundert auf rund 130 Morgen geschätzt; das sind in etwa 32 ha. 1790 sprach man von 123 ½ Acker Flächeninhalt [8]. Ungewöhnlich erscheint der Verlauf der Klia. Heute ist sie nur als Abfluß des Gotthardtteiches bekannt. O. Rademacher legt jedoch in seinem Bericht dar, daß es sich früher um einen eigenständigen Bach gehandelt haben kann. Er zitiert den Autor Vulpius mit den Worten:

 

"Der Bach Klia hat seinen Ursprung zu Geusa aus dem Tannenborn – fließend an Atzendorf und Zscherben hin, da es die Einwohner Kliengraben nennen."

 

Des weiteren fand er in den Schriften von Just anstelle der Klia die Bezeichnung Klinge, die durch den Klingengraben unterhalb von Zscherben in den Teich floß. Auch bezieht sich Rademacher auf den Autor Küstermann, der von einem Verlauf der Klia am nördlichen Rand des Teiches in einem eigenem Flußbett berichtete. So ist es sehr wahrscheinlich, daß die Klia von Atzendorf kommend, an der Nordwestseite des Teiches entlang und schließlich durch den heutigen Vorderen Teich ins Wehr geflossen ist. 

 

Durch den Bergbau wurde aus dem Geiseltal ein Geiseltalsee, Viele Dörfer wurden weggebaggert. Neben Blösien entsteht ein Abraumberg, die „ortsfreie“ Lage wurde mit Bergbaulöchern der Grube Otto gefüllt.

 

Eine völlig neue Seenlandschaft steht heute für eine Kulturlandschaft mit jahrhunderter alter Tradition. Der unschuldig schöne Ausspruch „..weit und breit nur Felder...“ wird von einer Autobahn, wachsenden Vorstädten Industrieparks und Geiseltalsee ad absurdum geführt. Der Ort Blösien, sowie auch Geusa, Atzendorf und Zscherben wurden 2006 zu Merseburg eingemeindet, sein Ortsname steht nicht mehr für sich, Geschichte verwischt.

 

neue Seenlandschaft bei Blösien, 2010
neue Seenlandschaft bei Blösien, 2010
Tourismuszentrum Geiseltalsee 2017
Tourismuszentrum Geiseltalsee 2017

Wie dem auch sei, dazumal nur Feld und Wiesen, Ackerland war sehr begehrt, Landwirtschaft machten den Großteil des Brutosozialproduktes aus, und nicht weit davon liegt das Hochstift Merseburg, ein sehr guter Kunde.

 

Erstes schriftliches Zeugnis

 

In einem zwischen 881 und/oder 899 entstandenen Verzeichnis des Zehnten des Klosters Hersfeld wird Blösien als zehntpflichtiger Ort Blesina im Friesenfeld erstmals urkundlich erwähnt. Die in Wikipedia für einige Orte des Geiseltals angegebene Bemerkung „Datiert auf den 21. Oktober 777“ ist ein Hinweise auf das Datum der tatsächlichen Schenkung des Dorfes durch Karl den Großen an das Kloster Hersfeld.[5]

 

 „Haec est Decimatio quae pertinet ad sanctum Wigberthvm in Frisonoveld“

 

Dies ist der Zehnte, der im Friesenfeld dem heiligen Wigbert gehört. So steht es in der Überschrift einer Abschrift. Die Ortsbezeichnung Blesin hat es gleich viermal auf diese Liste geschafft. Offensichtlich sollte der Besitz wirklich wirklich festgehalten werden. Die benachbarten Dörfer Bebendorpf und Frankenleba scheinen aber nicht minder wichtig gewesen zu sein.

 

Ausschnitt aus dem Hersfelder Zehntverzeichniss
Ausschnitt aus dem Hersfelder Zehntverzeichniss [5]

Die Diskussion warum verschiedene Orte häufiger aufgeschrieben wurden ist noch nicht zu Ende geführt. In der Fachliteratur wird es zum Beispiel so beschrieben „Wiederholungen und Überschneidungen wurden der Kompilation zeitlich verschiedener Vorlagen, beziehungsweise der schematischen Zusammenstellung durch den Hersfelder Schreiber oder Redakteure angelastet“ [6]. Naja, für mich sieht die Sache ein bisschen wie das Ausfüllen von Leerstellen aus. Die Herren des Klosters wollten eine richtig lange Liste haben.

 

In einer Sonderausstellung in Merseburg im Jahre 2015 unter dem Titel „1000 Jahre Kaiserdom Merseburg“ konnte man die älteste Abschrift in seiner ganzen Schönheit bewundern. Ein großes leicht gelbliches Pergament angefüllt mit Namen und prachtvoll gesiegelt mit großen Wachssiegeln am Band. Ein Zeugnis behördlicher Arbeit. Seine Auswirkung sind aktuell zahllose Jubiläumsfeiern von Orten, die auf diesem Papier erstmals schriftlich fixiert wurden.

 

Der Name des Dorfes

 

Im Herforder Verzeichnis wurde das Dorf für das Jahr 777 und das Jahr 899 Blesina bzw. Blesin genannt. In der Schenkungsurkunde von 1004 wird es mit „Pleziga“ eingetragen. Im Güterverzeichniss des Hochstiftes 1320 steht es als Plezighe [2]

 

Auch ein sich nach Blösien benanntes Geschlecht aus dem Ministerialadel nannte sich von Plezighe. Zumindest ist ein Thilo, Ritter von Plezighe aus dem Jahre 1270 beurkundet. Damals bekam er das Rittergut Kriegsdorf von Merseburg in Lehen.

 

In den Lexikas und Büchern um 1800 findet man das Dorf am häufigsten unter dem Namen Plesien. Im Volksmund hieß es sehr lange noch Blisen. Ich werde Fragen ob es aktuell immer noch so ist.

 

In dem Standardwerk Slawisch-deutsche Wechselbeziehungen in Sprache, Literatur und Kultur aus dem Jahre 1969 wurde zur Bedeutung des Namens Blesina folgende Eintrag gemacht [7]

 

Blesina = Blösien sw. Merseburg; wahrscheinlich zu slaw. ples(o) ,See

 

Das klingt doch einfach und es passt aktuell noch besser als dazumal. Die auch getroffene Deutung „Dorf in der Niederung“ oder „im Sumpf“ klingen aber auch irgend wie stimmig [Wikipedia 2016]. Mindestens hat es etwas mit Wasser zu tun. Und es erscheint naheliegend die Namensgebung auf den Zustand des damals vorherrschenden Bodens zu beziehen. Etwas anders gab es dort nicht. In der frühen Besiedlungsphase wurde die Gegend von Slawen oder um sie „genauer“ zu bezeichnen von Wenden bewohnt.

 

Politik

 

Der König Heinrich II. stellt am 4. März 1004 das Bistum Merseburg nach 23 Jahren wieder her [1a]. Zeugnis hierfür ist eine durch die königliche Kanzlei ausgestellte Urkunde. Dieses wunderschöne Stück liegt im Domarchive von Merseburg. [1b]. Als wichtigste Punkte aus dem Schriftstück wären zu nennen: 

die Einsetzung des Bischofs Wigbert, die Auflistung der Besitztümer und die Schenkung von fünf Ortschaften aus königlichem Gut. Für die Blösienchronik ist der dritte Punkt von wesentlichem Interesse. Im Original liest sich die Stelle folgend [1c]:

 

Addidimus quoque ex nostro quinque villas has: Tánneróda, Bûnivua, Pléziga, Zébedesdorf et item Zébedesdorf cum servis et ancillis et quibuslibet earum pertinentiis.

 

Ins neudeutsche übersetzt heißt dies soviel wie: Heinrich schenkt aus seinem Eigentume die Orte

Frankleben, Beuna, Blösien und zwei Siedlungen namens Zebedesdorf mit allem Zubehör.

 

Frankleben und Beuna sind gleich Nachbarorte von Blösien, zwei mal Zebedesdorf ist schon schwieriger zu verorten. Es wird zum einen das heute wüste Zebedesdorf im Teufelsbett nördlich von Merseburg angenommen und das Wüste Zebedesdorf (Schwezdorf) gleich unterhalb, nordöstlich des Merseburger Doms bei Meuchau [1c].

 

Wigbert war der erste Bischof nach der Neugründung des Bistums Merseburg und darf nicht mit dem oben genanten heiligen Wigbert verwechselt werden. Merseburg wurde dazumal ein politisches Zentrum der östlichen Welt. Einer der Lieblingsorte des Kaiserpaares Heinrich II und der Kunigunde. Eine durchaus geschichtsträchtige Gegend.

So gehörte Blösien also ganz klar seit 1004 dem Hochstift Merseburg und wurde von diesem Stift verpachtet. Manchmal auch weiterverpachtet. Wir werden uns mit diesen Besitzern noch sehr genau befassen. Unter dem Begriff Hochstift versteht man den territorialen Besitz eines Bistums. Für die Jahre um 1780 wurde beschrieben das das Stift Merseburg in 4 Ämter aufgeteilt ist (Merseburg, Schkeuditz, Lüzen und Lauchstädt). Zum Amt Merseburg, welches auch Küchenamt genannt wurde, zählte die Stadt Merseburg, 19 Schriftsassen mit 22 Dörfern 15 ganze und 4 vermischte Amtsdörfer, 4 1/2 Probsteidörfer, 7 Kapiteldörfer, 4 churfürstliche Vorwerke [8].

 

Genauer zum Dorf Blösien wird ausgeführt. Blösien oder Plesien, ein Rittergut und Pfarrdorf, über welches dem Amte die Obergerichte, dem Rittergute aber die Untergerichte zustehn, außer über ein Haus, welches unter einem Domherren, welcher Obedientiarius zu Blösien ist; ein Haus steht auch unter dem Rittergute Frankleben. (Ein Obendientiarius ist ein höher gestellter Domherr).

 

Das Dorf Blösien wird als ein schriftsässiges Dorf bezeichnet. Schriftsässig bedeutet, dass die Besitzer des Rittergutes, nach dem Landesherrn, auch die erste Instanz in Rechtsfragen sind.

 

Blösien wird aber nicht wie das benachbarte Geusa oder Atzendorf als Küchendorf angesprochen, Diesen Dörfern oblag nach Plan von König Heinrich I. die Versorgung der von ihm eingerichteten Pfalz Merseburg, dies war nach 919.  Heinrich hatte die Tochter des Merseburger Grafen Erwin geheiratet, so dass der Ort in die Herrschaft des sächsischen Herrschaftshauses gelangte.

 

Die herrschaftliche geographische Zuordnung des Dorfes läßt sich also folgendermaßen zusammenraffen.

 

Das Pfarrdorf Blösien lag im Amt Merseburg des Hochstifts Merseburg (es wurde auch hochstift-merseburgisches Amt Merseburg genannt), das seit 1561 als Nebenland zu Kursachsen gehörte.

 

1657–1738 gehörte es zum Herzogtum Sachsen-Merseburg als dieses nochmals Eigenständigkeit erlangte. Man spricht heute von einem Sekundogenitur-Fürstentum Sachsen-Merseburg.[3] Dabei handelte es sich um eine nach Testament durch Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen verfügte Aufteilung von Kursachsen auf seine drei Söhne. Der Jüngste Sohn Christian I. bekam den Teil Sachsen-Merseburg. Er baute vieles, vom 30 jährigen Krieg zerstörte wieder auf, ließ eine wunderbare Karte zeichnen (die Öder-Zimmermann-Karte) und starb mit 74 Jahren. Die nachfolgenden Söhne bis Enkel starben ohne Nachfahren. Auch eine Nebenlinie konnte das Herzogtum nicht weiter vererben. So fiel es schon 1738 wieder an Kursachsen zurück.

 

Durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses kam der Ort im Jahr 1815 zu Preußen und wurde 1816 dem Kreis Merseburg [4] im Regierungsbezirk Merseburg der Provinz Sachsen zugeteilt. So bleib es dann bis 1945

 

Und noch einmal zusammengefasst kann man sagen, dass es die weitaus längste Zeit unter sächsicher Obhut und dann noch 100 Jahre unter preußischem Regime stand.

 

Kirche

 

Die Kirche ist aus Bruchsteinen errichtet. Sie stammt in ihrer Anlage aus dem 12. Jahrhundert und ist romanischen Ursprungs. Sie wurde jedoch verschiedentlich verändert.

Es ist ein kleiner, rechteckiger Bau mit eingezogenem quadratischen Chorturm und breiterem dreiseitig geschlossenen Chor im Osten.

Der Chor wurde in den letzten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts umgebaut, das Schiff jedoch erst 1570. Schiff und Turm haben längsgerichtete Satteldächer. Im Norden befindet sich ein Patronatslogenbau mit Walmdach.

Die Innenräume sind sämtlich flachgedeckt, der Turmraum von Schiff und Chor durch Rundbogen abgeschnürt.

 

Ausstattung

 

Der Flügelaltar zeigt Maria in der Mitte, flankiert von je zwei übereinanderstehenden Heiligen und je drei Aposteln in den Seitenflügeln. Sie steht auf einer Mondsichel als Symbol der Vertreibung der Osmanen. Der Altar stammt aus dem Ende des 15.Jahrhunderts. Ebenfalls aus dem 15.Jahrhundert stammt eine Sakramentsnische an der Norwand der Kirche.

 

Die Kanzel mit Pilasterarkaden stammt aus dem 16. Jahrhundert, der Taufstein ist aus Sandstein und auf den Anfang des 17. Jahrhunderts datiert. Im Chorabschluß stehen zwei Epitaphien eine von 1660 und die andere von 1728, die letztgenannte Plastik dürfte von Johann Michael Hoppenhaupt stammen. Dieser war seit 1713 Fürstlich Sächsischer Hofbildhauer unter dem damaligen Fürsten Moritz Wilhelm von Sachsen Merseburg. (Weiter unten werden wir die beiden Gedenksteine noch weiter kennenlernen). An der Nordwand befindet sich noch das Fresko eines Pilgers (Jacobusminor).

Über der kreuzgratgewölbten Sakristei der Kirche befindet sich eine ehemalige Patronatsloge Hier saß zur Predigt wahrscheinlich der Rittergutsbesitzer mit seiner Familie.

Die Orgel wurde 1855 von Friedrich Ladegast erschaffen und ist damit einer der ersten Orgeln des berühmten Orgelbauers. Jedes Jahr im Sommer findet im Rahmen der Orgelkonzerte im Merseburger Land ein Konzert an der Orgel statt.

 

Abbildung Kirche St. Thomas 

Ladegast Grabstätte in Weißensee
Ladegast Grabstätte in Weißensee

Das Rittergut Blösien

 

Während O. Küstermann in seinen Streifzügen dem Herrenhaus keine besonders charakteristische Form zukommen läßt [2a], beschreibt uns Steffan Bruns in seiner Ortschronik die Architektur näher [2b].

 

Das Herrenhaus des Rittergutes ist eine umfangreiche Anlage. Mit ehemaligen Stallungen und mit Wirtschaftsgebäuden. Der zweigeschoßige Mittelflügel hat Staffelgiebel an beiden Schmalseiten und einen Erkervorbau. Es schließen sich zwei unterschiedliche Seitenflügel an. Der Mittelflügel wurde 1550 erbaut und beim Bau des Westflügels im 17. Jahrhundert umgebaut. Dabei blieb der Frührenaissancestil äußerlich großteils erhalten. Der Ostflügel ist das jüngste Bauwerksteil, es entstammt dem 19. Jahrhundert. Die Innenräume wurden in späterer Zeit so oft umgebaut, dass von der alten Ausstattung kaum noch etwas vorhanden ist.

 

Im Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler aus dem Jahre 1999 findet dann auch das herausragende am Herrenhaus seine Erwähnung „über dem Portal die Wappentafel des Marcus Hacke und darüber im halbkreisförmigen Abschluß die Bezeichnung 1550“.

 

Auf den Fotos aus dem Jahr 2010 sieht man die Ansicht des Ostflügels und des Mittelflügels mit Staffelgiebel und die Ansicht des Portals auf der Ostseite des Mittelflügels mit Wappen und dem nach Süden gerichteten Erker.

 

Skizze, Rittergut Blösien
Skizze, Rittergut Blösien, Ansicht von Oben nach Googelmap 2016

Ein im Jahre 2000 erstelltes Expose zum Verkauf des Gutes verrät uns die Rohdaten des Hauses.

bebaute Fläche: ca. 477 m²

Keller: 55,00 m²

Erdgeschoss: 264,44 m²

Obergeschoss: 319,71 m²

 

Als Adresse wurde damals angegeben

Ehemaliges Amt für Gewässer- und Immissionsschut, 06217 Blösien, Geusaer Straße 70

 

Das Gut hat nach ein paar Jahren Leerstand einen Käufer gefunden. Zusammen mit einem eingetragenen Verein wird dem Herrenhaus neues Leben eingehaucht [9]. Es gibt neben der Wohnung des Eigentümers jetzt zudem Kultur, Kochen und Feiern im Festsaal des Gebäudes.

 

Die Eigentümer dieses Gutes bis dahin sollen in den weiteren Kapiteln dieser Chronik beschrieben werden. Es waren eine Reihe spannender Familien und Persönlichkeiten darunter.

 

Quellen zur Einleitung:

 

1a Historie unter http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/12116/1/Schneidmueller_2005_Eifer_fuer_Gott.pdf

 

1b Abbildung unter http://www.vereinigtedomstifter.de/geschichte/domstift-merseburg.html

 

1c Übersetzung und Bemerkungen unter http://www.regesta-imperii.de/en/regesta/2-4-0-heinrich-ii 

 

2a O. Küstermann, Altgeographische Streifzüge durch das Hochstift Merseburg - Quellenstudien, (Separatabdruck aus „Neue Mittheilungen des Thüringisch-Sächsischen Vereins“, Band XVI), Merseburg 1883 und oder 1894.

 

2b Steffan Bruns, www.steffanbruns.de/ofb/

 

2c z.B. G.D. Reymann´s topographische Special-Karte von Cental Europa 1:200.000, 1806 – 1908, http://www.landkartenarchiv.de/ oder Meßtischblätter 1:25.000, 1891 - 1945. Für die Allierten liefen die Karten noch bis 1951, http://www.landkartenarchiv.de

 

3 Friedrich Adolph Schumann, Albert Schiffner, August Schumann, Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen, Verlag Gebrüder Schumann, erster Band AA bis Bücken, 1827, Seite 500-501

 

4 Monika Stein, Seminararbeit: "Der Gotthardteich in Merseburg" http://www.iks.hs-merseburg.de/~schz/Steini/Seminar darin zitiert O. Rademacher Der Gotthardteich in Merseburg Historisches Stadtarchiv Merseburg, Merseburger Land 2/66, ZI 4; Otto Küstermann: Altgeographische Streifzüge durch das Hochstift Merseburg, 1894

 

5 https://de.wikipedia.org/wiki/Hersfelder_Zehntverzeichnis

 

6 Hans Walther, Namenkunde und geschichtliche Landeskunde: ein einführender Überblick; Erläuterungen namenkundlicher Fachbegriffe ; Auswahlbibliographie zur Namenkunde und Landeskunde Ostmitteldeutschlands; mit einem kurzen Wegweiser durch das Studium und Beiträgen aus Ostthüringen und Westsachsen (1996 ff.), Leipziger Universitätsverlag, 2004, Seite 186

 

7 Hans Holm Bielfeldt, Werner Krauss Slawisch-deutsche Wechselbeziehungen in Sprache, Literatur und Kultur, Akademie-Verlag, 1969 - 583 Seiten

 

8 Johann Ernst Fabri, Geographie für alle Stände: Welcher den Beschluß vom fränkischen Kreise und einige Abschnitte vom obersächsischen Kreise enthält, Band 1, Ausgabe 3, Schwickert, 1791 Seite 670, (Digitalisiert Bayrische Staatsbibliothek 2010)

 

9 Rittergut Blösien e.V.