Teil 7 zu "Blösien - Versuch einer Chronik"
Inhalt
Historie der Familie Fuß
Ein „früher“ Ahnenforscher der Familie Fuß beschreibt die Anfänge der Familie wie folgt.
„Die Fußsche Familie war in ungebrochener Reihenfolge bis zum Jahre 1580 nachweislich mit Grund und Boden verwurzelt. Auf dem Holleber Gute war sie 160 Jahre von 1597 bis 1760 ansässig.“ [1].
Tatsächlich kann man über die Jahre eine lange Reihe von Familien mit dem Namen Fuß in dem kleinen Dorf Holleben und
nahen Orten finden. Der Familienname hat auch im 19 Jh. noch seinen Klang in dem Dorf. Im Jahre 1818 wird ein
Richter und Holzaufseher Fuß zum Stellvertreter des Commisarius von Holleben ernannt. In einem späteren Heft der gleichen Quelle ist ein Herr Tobias Fuß 1836 und folgend Jahre als Schulze in
Holleben bekannt. In einer Anzeige der Jahre 1842 und 1843 finden sich Hinweise zum Besitz der Familie Fuß in Holleben [2]. In der ersten Anzeige werden Tiere, landwirtschaftliche Geräte und Teile des Haushaltes zum Verkauf angeboten, ein Jahr später
wird eine Subhastation des gesamten Gutes des Johann Gottfried Fuß angekündigt. Dabei geht es um ein doch schon größeres Anspännergut, welches auch einfach als Burg bekannt war. Es stehen ein
Haus mit Hof, eine Scheune und Ställe zum Verkauf, dazu nicht unbeträchtliche Länderein: 1 Garten, 2 Gemeindeteile, 56 Acker Feld, (das sind wohl circa 23 Hektar ) 1 Wiese. Insgesamt wird das
Gesamtpaket auf immerhin 5688 Thlr. geschätzt. Alles zu Verkaufende deutet auf eine intensive Landwirtschaft hin.
Heute wird auf eben diesem Burghof ein Reiterhof betrieben [3].
Die Versteigerung sollte am 21.April 1843 im Gasthaus zu Holleben stattfinden, Beim oben schon einmal erwähnten Schulzen Tobias Fuß zu Holleben konnte man sich näher informieren. Also keine Ritter, keine Ämter im Stift Merseburg, keine Mitglieder des sächsichen Hofes. Ein Wappen gibt es natürlich auch nicht. Die Familie Fuß war aber schon immer in der Gegend um Halle angesiedelt und kannte ihre Oekonomie, ihre Landwirtschaft von der Pike auf.
Ich würde ja jetzt gerne noch ein paar Geschichten zum Dorf Holleben erzählen. Von nur einmal auf der Bundestrasse durchfahren erscheint der Ort lang und weilig und aus dem Autofenster gesehen macht es keinen Unterschied zum Ort davor und auch nicht zum gleich darauf folgendem. Die Dorfgrenzen sind kaum noch zu bemerken. Ein paar Schritte weg vom großen blauen Gleichmacher gibt es dagegen doch einiges zu entdecken. Ich habe nur einmal ein paar Bilder gesammelt, so zum Neugierig machen, und möchte dann jetzt doch auf einen langjährigen Chroniker von Holleben verweisen [4] und eine weitere Seite mit Ansprache "Saalekreis im Bild" zeigt gelungene Ansichten.
Abbildungen: Blick zur Kirche, Eingang und Zufluß der Mühle von Holleben
Hier soll es ja um Blösien gehen. Ein Sohn von Bauern mit seinen Wurzeln in Holleben soll also Blösien kaufen. Zum Kauf des Rittergutes bedurfte es einer finanzielen Spritze. Aus der „ehrbaren“ Landwirtschaft allein ist soviel Geld nicht zu erlangen. Leider weist der Stambaum an genau dieser Stelle einen Bruch auf, ein Missing Link. Die ganz sichere familiäre Bindung nach Holleben ist an dieser doch recht spannenenden Stelle noch nicht gelungen. Es gibt aber Hinweise. Diese aufzuzählen ist an dieser Stelle allerdings nicht spannend genug.
Der spätere Käufer des Rittergutes - Daniel Fuß wird im September 1776 in Lauchstädt geboren. Der größte Ort in der Nähe von Holleben und nah an Halle liegend. Der Ort heißt heute Bad Lauchstädt. Ein Goethe mit Theater und ein Salzbad wird sich dort erst später einstellen.
Johann Daniel Fuß, ein Hallenser Bürger
Daniel Fuß besucht in Halle das Gymnasium und schon 1803 bezeichnet er sich als Stadtgerichtsregistrator. Er heiratete Johanna Rosine Weber. Sie wurde am 16.11.1777 in Halle geboren. Wieder versagt hier der Geneologe. Ihre Herkunft bleibt nebulös.
Eine Tochter wird am 17.07.1800 geboren, Im passenden HPW wird vermeldet Tochter des Auscultators Fuß in der Marienparochie Charlotte Christiane Louise. Wir werden im nächsten Kapitel noch weiteres von ihr hören.
Der Sohn Friedrich Wilhelm Eduard Fuß wird am 31.03.1802 in Halle geboren.
Die Ehefrau Johanna stirbt schon im jungen Alter von 26 Jahren am 15.07.1803. Da ist der Sohn erst 16 Monate und die Tochter erst 3 Jahre alt. Die Grabinschrift - auf ihrem Stein inmitten des alten Gottesacker steht für einen tiefgläubigen Menschen [5]. Es ist ein sehr romantisches Zeitzeugnis. Der Grabstein muss recht groß gewesen sein für soviel Text, heute ist er allerdings nicht mehr zu finden
Mondschein bricht durch die Zweige
auf die Gruft die dich umschließt
Freundschaft, opfre Dank und schweige;
Thränen der Empfindung fließ’t !
Dein Gedächtnis soll hienieden
Unter uns niemals vergehe’n
Bis zum ew’gen Himmelsfrieden
Wir und du einst aufersteh’n
Wenn wir unter unseren Füßen
Schwach den Erdball schimmern seh’n;
Froh vom Staube losgerissen
Schöpfer dir entgegen geh’n
Dann wird jedes unsrer Leiden
schnell von uns vergessen sein
Und die besten Erdenfreuden
sind dem Himmelbürger klein.
Es folgt die Zeit des Napoleon Bonaparte, sein Wahnsinn schreibt auch in den Lebenslauf eines Daniel Fuß ein dickes Kapitel.
Nach der Schlacht um Halle wurde geplündert und es wurden Befehle gebellt. Die verwundeten Franzosen sollten versorgt
werden. Unterbringung, medizinische Versorgung, Ernährung, Verbandszeug wurden gefordert. Es ging um Bettgestelle, Bettlacken, Verbandzeug. Sogenanntes Charpie (gezupfte Lumpen, heute würde man
dazu Mull sagen) mussten zum Blut auftitschen in Mengen hergestellt werden. Die neue Residenz und die katolische Kirche wurde mit verletzten Franzosen gefüllt (200), die „Eigenen“ (490) mussten
mit Stroh in Kellern vorlieb nehmen. Man sagt die verwundeten Preußen waren in der Bevölkerung aber auch nicht gut gelitten.
Die Zustände waren Unberechenbar. Es gab Seuchen, Franzosen starben, Preußen starben, hallische Ärzte starben. (ich habe zu letzteren auf meiner Seite schon einmal ein bisschen etwas geschrieben [Ärzte in Halle ])
Neue Befehle wurden ausgerufen. Bei nicht befolgen wurde der Stadt weiteres Plündern angedroht.
Die Völkergemeinschaft hat Napoleon später wieder aus dem Land gefegt. Danach wurden die Wunden geleckt und Revisionen durchgeführt. Chronisten wurden aufgefordert die Ereignisse und ihre Kosten genaustens aufzulisten [6]. So kommen wir an die Geschichte des Daniel Fuß.
Sie klingt erst einmal sehr alltäglich, geradezu unbedeutend. Es war keine heroische Heldentat, er tat was er später auch immer wieder tun wird, er half durch Organisieren.
Ein ganzes Krankenhaus musste in kürzester Zeit aus dem Boden gestampft werden. Und dies mitten im Krieg, Mangel war Alltag, die Mitarbeit der ausgeplünderten Bevölkerung gering. Der Rathmann Mellin beauftragt den Feldlazareth-Inspektor Douglas die Direction der in Halle eingerichteten Lazarethe zu übernehmen. Später wird er durch den Stadtsyndikus Heißler ersetzt. Dem Registrator Johann Daniel Fuß wurde die Einrichtung eines Magazins für Leinwand, Betttücher, Hemden, Binden und sonstige Lazarethbedürfnisse übertragen. Eine Anzahl Näherinnen wurden hierzu beschäftigt und Almmosengenossen stellten das notwendige Charpie her. Um einmal ein paar Zahlen zu Listen, es ging um 316 Bettstellen, 271 Strohsäcke, 271 Kopfkissen, 250 Betttücher, 273 Friesdecken, 308 Hemden etc. Zur Lagerung wurden die Räume des Stadtgerichtes genutzt. Später wurde das Magazin in ein Haus des Daniel Fuß getragen. Das Gericht konnte seine Arbeit wieder aufnehmen. Die Stadt dankte es ihm mit einer wichtigen Anstellung.
Die Errichtung des Königreichen des Jerome Napoleon zog einige administrative Veränderungen nach sich. Durch königliches Dekret vom 6. Juli 1808 wurden der Magistrat der Stadt Halle neu aufgestellt. Zum Maire der Stadt wurde der Justiz Kommissions Rath Leopold Friedrich Streiber mit einem Gehalt von 6009 Francs bestimmt. Die bisherigen Rathmänner Heydrich (mit 2402), Mellin mit (2645 Franc) und von Bastineller mit (1756 Francs) zu Adjunkten bestellt. Der Kramermeister Schober und der Registrator Fuß wurden mit je 2333 Francs Gehalt zu Polizei-Kommissarien ernannt [6,7].
Aus der Liste könnte man noch weitere Namen, Funktionen und Angaben zum Gehalt aufzählen. Aber schon an dieser Stelle wird deutlich das der Registrator - jetzt Polizei Kommissar einen ordentlichen Lohn erhält. Das es sich dabei um unseren Daniel Fuß handelt beweißen Eintragungen im Hallischen Bürgerbuch-Buch. Auf den für das Buch typischen eigenartigen Kärtchen wird er für die Jahre 1808 bis 1817 als Polizei-Commisair geführt.
Der Dienst als Polizei-Commisar in dieser unruhigen Zeit wird einige Anforderungen an ihn gestellt haben. Immer zwischen zwei Stühlen sitzend. Die französiche Administratur war in ihren Forderungen nicht zimperlich. Der Stadtrat und seine Organe mussten Tun was anbefohlen. Immer neue Geldforderungen mussten durch immer neue Steuern, Zwangsanleihen, Abgaben, Sparzwänge erbracht werden. Es galt eine Balance zwischen den „Gebern“ zu halten – es führte trotzdem zum faßt vollständigen Zusammenbruch des städtischen Lebens. Ganz unpassend hierzu die Straßenverkehrsordnung der Stadt Halle von Fuß im HPW zur Veröffentlichung gebracht. Es entzieht sich meiner Kenntniss inwieweit diese Regulierung einen französischen Einfluß trägt. Ich denke eher nicht.
Die Beendigung dieser Dienstellung läßt sich ebenfalls nachzeichnen. Wieder war die Ursache ein politischer Umbruch Diesesmal die Vertreibung des Napoleon nebst Familie durch das Völkerschlachten. Es erfolgte eine Reorganisation des Stadtmagistrates am 27. Juni 1818. Die Personalien des Bürgermeister und des Stadrates wurden neu verteilt und die bisherige als eine besondere Behörde bezeichnete königliche Polizei-Behörde wurde aufgelöst. Die gesamte städtische Polizei-Verwaltung wurde wieder dem Stadtrat unterstellt. Der Polizei–Kom. Fuß wird bis zur Auflösung dieser Behörde als Verweser bezeichnet. Also als der Mann, der die laufenden Vorgänge und Bücher ordentlich zu übergeben hatte.
Das sich Daniel Fuß für städtische Aufgaben in dieser Zeit empfohlen hat, lässt sich aus der Tatsache schließen, dass er 1831 in einen neuen Stadtrat gewählt wurde. Diese Wahl war im Zuge einer neu erarbeiteten königlichen Städteverordnung notwendig geworden. Es sollte verlorenes Vertrauen der Stadtbevölkerung wieder zurück gewonnen werden. Offensichtlich hatte sich über die Zeit der französichen Fremdherrschaft hinaus noch einige Konflikte zwischen den Stadtbewohneren und ihrer „neuen“ Regierung nicht gelöst.
Es wurden Handwerker, Kaufleute und Händler in den neuen Stadtrat gewählt. Dr. Dryanander übernahm den Vorstand des Rates, Mellin blieb Bürgermeister.
Das Amt im Stadtrat dauerte nur kurz 1833 wurde er nach Geschäftsordnung aus dem Stadtrath gelost und scheinbar nicht wieder hineingewählt [9].
Ein weiterer Ausdruck der Anerkennung seiner Arbeit war die Verleihung eines Ordens. Seit ca. 1839 trug Daniel Fuß den roten Adlerorden vierter Klasse an seiner Brust [10]. Dies war der damalig einzige Orden der für nichtmilitärische Taten vom König vergeben wurde, neu eingeführt in den Jahren 1830.
Zum Verständniss seines weiteren Lebenslaufes muss nun doch noch einmal über die Familie der Ehefrau, geborene Weber gesprochen werden. In der Stadt Halle gibt es um die Jahre 1800 einige Familien mit diesem Namen. Darunter sind viele Handwerker, ein Arzt, ein Soldat und ein Dr. Heinrich Christian Weber. Letzterer wird als ehemaliger Rathsmeister und erster ehemaliger Thalvorsteher bezeichnet und läßt mich eine verwandschaftliche Nähe vermuten. Seine Lebensdaten passen als möglicher Vater auch in die Ahnenreihe. Er wurde am 23.06.1750 geboren und ist am 09.09.1830 gestorben [11]. Möglicherweise übernimmt Daniel Fuß durch dessen Kontakte zum Thalamt die Stellung des Rendanten der pfännerschaftlichen Saline von Halle.
Ein Onkel der Ehefrau, ein Bruder der Mutter läßt sich dagegen ganz klar benennen. Dieser hatte ebenfalls eine dazumal bedeutende Position im Thal von Halle. Es handelt sich um den Stadtgerichts-Secretarius und Oberbornmeister Georg Wilhelm Neukirch. Unterlagen weisen auf eine recht großzügige Erbschaft an die Nichte hin. Ein Haus am Alten Markt 12. Es war schon eher ein Gehöft. Dazumal bekannt durch einen großen Garten mit Beständen an orientalischen Bäumen und Pflanzen. (Später wurde es ein Kindergarten und jetzt erstrahlt es wieder im renovierten Glanz mit einem Beatlesmuseum in sich.) [12].
Schon zu Anfang des Jahrhunderts hatte Pfänner Karl Reichhelm (1650-1724) in seinem neu erbauten Grundstück (1708) jetzt Alter Markt Nr.12 einen einzigartigen südländischen Garten...Den wunderbaren Garten verschmähte die Universität anzukaufen. Er ging nach des Besitzers Tode für den Spottpreis von 600 Talern in den Besitz des Sekretärs Neukirch über, während er das fünfache wert war [12 S.204]
Ich habe die Anzeige zum Tod des Onkels noch einmal in die neudeutscher Schrift übersetzt. Manch einer hat doch seine Schwierigkeiten die alte deutsche Schrift zu lesen.
Ruhig und sanft entschlief den 24sten April früh ein Viertel auf 2 Uhr der Stadtgerichts-Secretarius, Ober-Bornmeister im Thal, wie auch Pfänner allhier, Herr Georg Wilhelm Neukirch, an Entkräftung und erfolgten Steck- und Schlagfluß in einem Alter von 87 Jahren 11 Monaten weniger einen Tag. Dieses zeigen wir hiermit unseren hiesigen als auswärtigen Freunden und Verwandten ganz ergebenst an und empfehlen uns Ihrer ferneren Liebe und Wohlgewogenheit.
Halle 24. April 1801
Der Stadtgerichts-Auscultator J.D.Fuß
und dessen Ehefrau
J.R. Fuß geborene Weber
Ein möglicher Kontakt zum Thalamt wäre natürlich auch eine Bekanntschaft mit Herrn D. Carl Friedrich Zepernick dem Syndicus der pfännerschaftlichen Saline der zudem auch Director des Stadtgerichtes war, Daniel Fuß war in vornapolionischer Zeit dort als Registrator und Assistent angestellt oder auch zum nur 5 Jahre jüngeren Herrn Justizrath Dr. Dryander dem Nachfolger des Herrn Zepernick. Mit Dryander lernte er auf demselben Gymnasium [14]. Halle war damals doch noch recht beschaulich. Man kannte sich.
Daniel wird Rendant der hallischen Pfännerschaft. Er ist dieses mindestens seit 1828. Unter dem Syndicus Dryander führt
er über viele Jahre die Bücher dieses Gewerbes. Immerhin war die Salzproduktion einmal das Herz der Stadt. Zugegeben hatte sie diese Bedeutung schon einigermaßen verloren. Die benachbarte
königliche Saline arbeitete wesentlich effizienter, obwohl sich die Pfännerschaft schon auf eine gemeinsame Salzkote konzentrierte. Brunnen werden geschlossen. Der Verlust von königlichen
Privilegien setzt dem Handelsmonopol ein Ende. Man muss sich gegen die Konkurenz stellen. Keine leichte Aufgaben, keine geringen Veränderungen. Dryander hatte eigentlich mit der Leitung der
Universität und weiteren hochangesehenen Funktionen der Stadt gut zu tun [15]. Es wäre durchaus interessant die Tagesaufgaben eines Rendanten ohne Taschenrechner und ohne doppelte Buchführung
einmal genauer betrachten zu können. Die hunderte Jahre alte Geschichte der Pfännerschaft und der Halloren hatte bestimmt einige Fallstricke an Auflagen und Rechtsvorschriften aufzuweisen. Bis zu
seinem Tod geht der Rendant dieser Arbeit nach. Kurz nach seinem Tod findet sich in den HPW folgende kurze Mitteilung [16].
Eine Besatzung ist die Festlegug der für das nächste Jahr zuzuweisenden Salzsole. Er ist nicht in Rente gegangen. Es klingt ein bisschen so als ob er über seinen Büchern verstorben ist.
Neben seinem Beruf als Rendant hatte er offensichtlich noch einige weitere Geldquellen. Nach Adressbuch von 1838 war er
Hausbesitzer von Häusern mit den Nummer Nr. 141, 142, 1414, 1436a und b, 1437 und seiner eigenen Wohnung Schulberg Nr. 106-108, später wird eine Adresse und zwar Schulberg Nr. 12 daraus. Zudem
betreibt er seit 1827 einen Garten am Galgtor, gleich an der ehemaligen Richtstätte, später an der Lucke, aus denen er in regelmäßigen Abständen den Verkauf von Obst anpreist. Vielleicht ein
Hinweis darauf das er aus einer Familie von Landwirten kommt.
Und er ist selbst Pfänner. Nur wenig Zeit nach seinem Tod kündigen die Erben des Daniel Fuß im Wochenblatt den Verkauf des Nachlasses an. [18]. Es hat sich in den Jahren etwas an Pfannen zusammengesammelt. Ob diese Anteile am Geschäft der Salzproduktion noch einen höheren Wert hatten ist nicht zu klären.
Das Rittergut Blösien war jedenfalls schon in seinem Besitz. Dieses wurde nicht verkauft. Der Sohn Friedrich Fuß hatte sich dort schon eingerichtet.
Aber erst noch ein paar Worte zum Daniel Fuß. Der Rendant handelt in Halle über Jahre hinweg führsorglich. Dieser Gemeinsinn ist sehr stark in ihm. Sein Wirken zeichnet ihn aus.
Die Stadt Halle seiner Zeit hat mit sehr großer Armut zu kämpfen. Der Krieg und seine Folgen hat sehr viel Geld gekostet. Der Betrieb der Universität, eine wichtige Geldquelle war lange Jahre wenig sprudelnd. Der Handel wurde eingeschränkt, Märkte sind zusammengebrochen. Im Jahre 1832 gesellt sich zu den Pocken die Cholera, die Seuchen fallen auf guten Nährboden [Pocken in Halle].
Daniel Fuß ist Mitinitiator zahlreicher Institutionen die der Fürsorge der Armen dienen sollten. So war er mindesten seit 1828 zusammen mit dem Bürgermeister Mellin und dem Stadtrath Lehmann Mitglied der Armendirection und Vorsteher der Armenanstalt der Stadtarmenschule. Er hat in diesen Vereinen aktiv mitgewirkt. Zum Beispiel die Verteilung von Braunkohlesteinen organisiert, die Bennennung von Armenvätern für die Bezirke der Stadt mit bestimmt. Er sammelte Spenden und organisierte den Verkauf von Strickwaren die in der Armenschule hergestellt wurden. In den Jahrgängen des Hallischen Patriotischen Wochenblattes steht sein Name unter zahlreichen Aufrufen zu Spenden. Nur einige wenige Beispiele sollen hier angeführt werden.
HPW 1805 S. 207 Gesellschaft freiwilliger Armenfreunde
HPW 1821 S. 847 Brotverteilung durch patriotischen Verein
HPW 1828 S. 734, Verteilung Braunkohlesteine
HPW 1830 S. 210 Gründung Schulvorstand
HPW 1830 S. 836 Vorsteher der Arbeitsanstalt der Stadt-Armenschulen Fuß
HPW 1832 S. 251, 354, 445, 208, 474 usw. Anzeigen zu Cholaraspenden
HPW 1833 S. 782 Spenden zu Lehmannschen Stiftung
HPW 1837 S. 699 Eröffnung Kinderbewahranstalt
HPW 1838 S. 1692 Verein zur Suppenanstalt
HPW 1858 S. 70 Fußsche Stiftung von 462 Thl für Waisen-Kinder
1837 war er Mitbegründer der ersten Kinderbewahranstalt in Halle. Diese Institution hat bis heute überlebt. Eine
Jubiläumsschrift zum 175. Bestehen des Kindergartens hat Frau J. Jahn, die Mutter und Großmutter von Kindern des Gartens 2012 erstellt, eine Tafel am Haus des heutigen Kindergartens Marktspatzen
erinnert ebenfalls an diese Gründung. Die Anstalt lag damals ganz in Nachbarschaft Nähe eines seiner Häuser, im Haus Nr. 143. Sie zog dann noch zwei mal um. In einer Buchreihe "Forschungen zur
hallischen Stadtgeschiche" ist dazu genaueres zu finden [19]. Heute ist sie der "älteste" Kindergarten der Stadt Halle und befindet sich in der Adam-Kuckhoff-Str. 24 (ehemals Sophienstraße, es ist ein Irsinn mit diesen Umbenennungen von Straßen).
Daniel Fuß wird bis zu seinem Tod im Vorstand dieser Anstalt tätig bleiben, in den Hallischen Patriotischen Wochenblättern wird er immer wieder für Spenden aufrufen und er spendet selbst. Er ist Mitbegründer einer Suppenküche in den schweren Jahren der Cholara. Dabei agiert er häufig an der Seite der sogenanten „Mutter von Halle“ der Wittwe Friederike Lehmann. Eine Frau mit einer ganz außergewöhnlichen Lebensgeschichte [20]. Heute faßt vollständig vergessen. Er ist Mitbegründer des ersten Schulvorstand der Stadt Halle.
Während der Recherchen zum Rendanten kann man sich des Eindruckes nicht erwehren das sein roter Adlerorden stetig an seiner Brust heftet, das die Stadtratsbeschlüsse hinsichtlich der Themen Fürsorge und auch häufig Schulsachen immer wieder durch ihn umgesetzt werden. Er hielt sich dabei immer in der zweiten Reihe. Er macht seinen Job stetig und eher unauffällig. Zu seinem Tode wird es für ihn keine öffentlichen Danksagungen geben.
Seit spätestens 1829 ist das Rittergut Blösien im Besitz des Sohnes Friedrich Wilhelm Eduard Fuß, da ist dieser 27 Jahre alt, schon dessen erstes Kind wird in Blösien geboren.
Der Kauf des Rittergutes wird sich als Lebensgrundlage der Erben bewähren.
Der Großvater Johann Daniel Fuß tritt in den nächsten Jahren immer wieder als Pate vieler neu geborener Füße auf. 1856 stirbt Johann Daniel mit über 80zig Jahren in Halle.
Er hat sein Halle als Wohnort nicht verlassen. Von seinen ehemaligen Häusern ist nichts mehr zu finden. Ihm gegenüber wurde das Neue Universitätsgebäude gebaut. Damals noch großzügig geplant in die Mitte des Grundstückes. Heute ist der gesamte Platz vollständig verbaut, Universitätsgelände, sehr modern, nichts mehr da vom beschaulichen Halle der Gründervorzeit.
Quellen
Abkürzung: HPW "Hallisches Patriotisches Wochenblatt", http://digitale.bibliothek.uni-halle.de/zd/periodical/titleinfo/9059307
[1] Rudolf Fuß, Ahnenaufsatz von 1935, im Besitz des Webautors
[2] Merseburger Amtsblatt 1818-1870
[3] http://www.burghof-holleben.de
[4] http://mckampe.magix.net/public/index.htm
[5] Neue Beschreibung des Hallischen Stadtgottesacker, Carl, Gottlieb, Dähne, Halle 1830
[6] C.H.vom Hagen, Die Franzosen in Halle, 1806-1808, Pötzsche Buchdruckerei Halle, 1871
[7] HPW 1807 S. 491
[8] HPW Sept 1816
[9] HPW 1833 S. 888
[10] Adressbuch Halle 1839
[11] HPW S. 872
[12] Siegmar von Schultze Gallera, Die Stadt Halle: ihre Geschichte und Kultur, nach neuen Forschungen, 1930 Verlag Gebauer-Schwetschke
[13] HPW 1801 S. 505
[14] HPW 1840 S. 489
[15] HPW 1851 S. 970
[16] HPW 1856 S. 1188
[17] Ein Wegweiser für Reisende, und zur freundlichen Erinnerung für ehemalige Hallische akademische Bürger ; Mit sechzehn Vignetten und einem Plane. Halle : Kümmel, 1824
[18] HPW 1856 S. 1235
[19] Historische Plätze der Stadt Halle an der Saale, Mitteldeutscher Verlag, ISBN 978-3-89812-495-9 2007, S.199f
[20] Dr. Christine Zahrend, „Mit Gott für König und Vaterland“ Eine stille Heldin der Befreiungskriege – Friederike Rosine Lehmann